Veröffentlichung "Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2024"
Die Stimmungslage im Mittelstand ist so schlecht wie seit der Weltfinanzkrise 2009 nicht mehr. Nach schwierigen Jahren zwischen Corona, Ukraine-Krieg und Inflation ist der Creditreform Geschäftsklimaindex nun auf einem Tiefpunkt angelangt. Vor allem zwei Wirtschaftsbereiche tragen zu dieser Entwicklung bei.
Sie erhalten als Anlage das zusammengefasste Ergebnis der aktuellen Untersuchung „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2024“ der Creditreform zu Ihrer Kenntnisnahme.
Die vollständige Untersuchung steht Ihnen ebenfalls im Internet siehe unter „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“ kostenlos als Download zur Verfügung.
Exporte sinken im Februar unerwartet
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Ausfuhren im Februarunerwartet verringert. Die Exportfirmen verkauften kalender- und saisonbereinigt 2 % weniger im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten eine Stagnation prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 4,4 % niedriger.
Die Importe erhöhten sich gegenüber dem Vormonat um 3,2 %. Ökonomen hatten dagegen ein Minus von 1 % vorhergesagt. Auf Jahressicht ergab sich ein Rückgang von 8,7 %. Insgesamt wurden im Januar kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 132,9 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 111,5 Mrd. Euro nach Deutschland importiert.
Der Außenhandelsüberschuss betrug kalender- und saisonbereinigt 21,4 Mrd. Euro. Hier wurde mit einem Aktivsaldo von 22,3 Mrd. Euro gerechnet. (NfA, 09.04.2024)
ifo Institut: Experten sehen Deutschland nur im Mittelfeld
Deutschland liegt bei der gegenwärtigen Standortattraktivität für Firmen aus dem eigenen Land nur im europäischen Mittelfeld, wie eine Umfrage des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik unter Wirtschaftsexperten verschiedener Länder zeigt. In Deutschland bewerten die heimischen Befragten die Standortattraktivität demnach mit 61,3 von 100 möglichen Punkten. Österreich erzielte 72,4 Punkte; die Schweiz sogar 72,6 Punkte.
Bei der Frage nach der gegenwärtigen Attraktivität kamen laut den Angaben jedoch auch Großbritannien nur auf 58,3 und Irland auf 57,9 Punkte, Kanada immerhin auf 67,3 und die USA auf 74,7 Punkte. Frankreich erreichte 66,8 Punkte. Hinter Deutschland lagen Belgien mit 57,6 und Luxemburg mit 57,4 Punkten, ebenso wie Italien mit 50,7, Spanien mit 58,5 und Portugal mit 51,4 Punkten. (NfA, 10.04.2024)
Krise des deutschen Maschinenbaus spitzt sich zu
Schlechte Nachrichten kurz vor Beginn der weltweiten Leitmesse für den Maschinen- und Anlagenbau in Hannover: Die Aussichten für die deutschen Maschinenbauer verdüstern sich angesichts der schwachen Konjunktur, sinkender Auftragseingänge und der geopolitischen Unsicherheiten zusehends. „Die Risikolage im Maschinenbau verschärft sich. Vor diesem Hintergrund erwarten wir im Jahr 2024 einen Anstieg der Insolvenzen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich in der Branche“, sagt Jens Stobbe, der als Manager bei der Atradius Kreditversicherung das Underwriting der deutschen Maschinenbaubranche verantwortet.
Im vergangenen Jahr stiegen die Insolvenzen unter den deutschen Maschinenbauunternehmen spürbar an. Und für dieses Jahr deutet wenig auf eine Besserung hin. Das zeigt sich insbesondere an dem für die Branche so wichtigen Indikator – den Auftragseingängen: Im Februar lag ihre Zahl laut des Branchenverbandes VDMA um zehn Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. „Bis auf einige Bereiche, wie etwa Rüstung, sind die Auftragseingänge überall rückläufig“, sagt Jens Stobbe und ergänzt: „Die Aufträe von heute sind die Umsätze von morgen.“ Die Folgen dürften die Zunahme von Kurzarbeit oder gar ein höherer Stellenabbau sein. Der Maschinenbau beschäftigt derzeit rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland.
Problematisch für die Maschinenbauer sind aus Sicht von Atradius der Ukraine-Krieg, die sinkende Kauflaune und die daraus resultierenden ausbleibenden Investitionen, die hohen Produktionskosten sowie die hohe Steuerbelastung in Deutschland. Besonders betroffen sind nach Angaben von Atradius derzeit die Automobilzulieferer, Hightech-Unternehmen etwa aus dem Solarbereich Auch das traditionelle Over-Engineering der deutschen Unternehmen, durch das die heimischen Maschinenbauern ihren weltweiten Ruf der Qualitätsführerschaft erworben haben, erweist sich zum Teil als Hemmnis. „Wenn es keine Qualität ‚Made in Germany‘ sein muss, greifen Kunden gerne auf günstigere Anlagen aus China zurück“, weiß Atradius-Manager Jens Stobbe.
Nichtzahlungsmeldungen steigen an
Dass sich die Lage der Branche verschärft, merkt Atradius an der steigenden Zahl der Nichtzahlungsmeldungen nach Lieferungen an deutsche Maschinenbauunternehmen. Sie liegen aktuell um rund 40 Prozent über der Zahl des Vorjahres und deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. „Der Maschinenbau ist in schwierigen konjunkturellen Phasen ein Nachzügler. Die Vorindikatoren zeigen ganz deutlich, dass etwas im Gange ist“, so Jens Stobbe. „Unsere aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass die Firmenpleiten im Maschinenbau spürbar ansteigen werden.“ Wie in den meisten Branchen trifft es nach Einschätzung von Atradius zunächst die kleineren Unternehmen mit geringeren finanziellen Polstern. Doch auch große Unternehmen sind vor einer drohenden Schieflage nicht gefeit.
Kaum Gefahr durch Übernahmen ausländischer Investoren
Übernahmen durch ausländische Wettbewerber wie in der Vergangenheit, insbesondere aus China, sind derweil kaum zu befürchten, glaubt der Atradius-Manager. Einerseits schaue die Politik inzwischen bei ausländischen Investoren gerade in Schlüsselbranchen, wie etwa dem Maschinenbau, sehr genau hin. Zum anderen hätten die chinesischen Unternehmen aktuell selbst eigene Hausaufgaben zu erledigen. Grundsätzlich sieht der Atradius-Manager den deutschen Maschinenbau aber nach wie vor gut aufgestellt. „Eine Marktbereinigung auf breiter Front ist nicht zu sehen“, sagt Jens Stobbe. Es wäre angesichts der Spezialisierung der meisten Firmen und deren herausragenden Produkten auch bedauerlich, wenn manche Unternehmen verschwinden würden.
Was der Maschinenbau wie viele andere Branchen derzeit benötigte, sei eine positive Stimmung in der Wirtschaft. Es sei derzeit allerdings nicht damit zu rechnen, dass sich die gesamte Situation in den nächsten Monaten in Wohlgefallen auflöse. Jens Stobbe: „2024 bleibt schwierig, aber für 2025 hoffen wir auf gewisse Lichtblicke – nicht nur, aber auch für den Maschinenbau.“
Deutsche Exporte in Drittstaaten sinken im März
Die deutschen Exporte in Staaten außerhalb der EU sind im März gesunken. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis eines Frühindikators mitteilte, verringerten sich die Ausfuhren in sogenannte Drittstaaten gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 0,8 % auf 59,4 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 1,5 % niedriger.
Nicht kalender- und saisonbereinigt wurden im März nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Wert von 60,8 Mrd. Euro in Drittstaaten exportiert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Exporte um 12,2 %. (NfA, 24.04.2024)
ifo-Exporterwartungen sinken im April
Die ifo-Exporterwartungen sind im April auf minus 2 Punkte von minus 1,2 im März gesunken. „Die Stimmung ist etwas gedämpft“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Der Exportwirtschaft fehlt im Moment der Schwung. Die vielen guten Wachstumsaussichten in der Weltwirtschaft schlagen sich noch nicht in zusätzlichen Aufträgen nieder.“ Einen deutlichen Zuwachs beim Exportgeschäft aber erwarten die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten. Ähnliches gilt auch für die Möbelhersteller sowie in der Produktion von Glas und Keramik.
Einen Dämpfer musste die Nahrungsmittelbranche verkraften, wo die optimistischen Erwartungen aus dem Vormonat nicht gehalten werden konnten. Gleiches gilt auch im Autosektor. Im Maschinenbau zeichnet sich eine konstante Entwicklung des Exportgeschäfts ab. Mit einem Ausfuhrrückgang rechnen die Textilwirtschaft, die Drucker sowie die Metallerzeuger und -bearbeiter. (NfA, 26.04.2024)
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