Exporte steigen im August wider Erwarten
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Ausfuhren im August wider Erwarten gesteigert. Die Exporteure verkauften kalender- und saisonbereinigt 1,3 % mehr im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten dagegen ein Minus von 1 % erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 0,1 % höher.
Die Importe fielen im August um 3,4 % gegenüber dem Vormonat. Die befragten Volkswirte hatten ein Minus von 2,8 % vorhergesagt. Auf Jahressicht ergab sich ein Rückgang von 3,1 %.
Insgesamt wurden im August kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 131,9 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 109,4 Mrd. Euro nach Deutschland importiert.
Der Außenhandelsüberschuss betrug kalender- und saisonbereinigt 22,5 Mrd. Euro. Ökonomen hatten mit einem Aktivsaldo von 18,5 Mrd. Euro gerechnet. (NfA, 10.10.2024)
Exporteure in der Krise - Sanktionen erschweren den Warenaustausch
Digitale Transformation ist einschneidender Faktor
Deutsche Exporteure sehen sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die durch geopolitische Spannungen und verschärfte Handelsanforderungen hervorgerufen werden. Das geht aus dem aktuellen Außenwirtschaftsreport der IHK-Organisationen hervor, für die mehr als 6.000 deutsche Exportunternehmen befragt wurden, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) mitteilte. „Die neuen Vorschriften und internationalen Konflikte setzen die stark mittelständisch geprägten deutschen Exporteure unter Druck“, erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.
Insbesondere die EU-Sanktionen gegen Russland und Belarus erschwerten den internationalen Handel zusätzlich. Zudem stelle der CO2-Grenzausgleichsmechanismus eine erhebliche bürokratische Hürde dar, die die Betriebe belaste. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) seien in höherem Maße betroffen: Geopolitische Risiken sowie strenge Berichtspflichten im Nachhaltigkeitsbereich belasteten diese Unternehmen angesichts ihrer kleineren Betriebsgröße überproportional. „KMUs kämpfen mit der Last bürokratischer Hürden, die ihnen wertvolle Ressourcen entziehen,“ sagte Treier. Viele Unternehmen stießen bei den strikteren Berichtspflichten oft an ihre Grenzen, da die Anforderungen Zeit und Personal bänden, die dann vielfach für Innovationen fehlten.
Die geopolitischen Unsicherheiten zeigten sich auch in den Zahlen: Im Jahr 2023 sei die Anzahl der ausgestellten Ursprungszeugnisse um 13 % auf 1,1 Mio. zurückgegangen. Trotz dieser Herausforderungen gebe es auch positive Entwicklungen. Bei den Carnet-Anträgen, die temporäre Exporte erleichterten, zeige sich ein Aufwärtstrend: Die Zahl der Anträge stieg laut den Angaben auf 22.000, der Wert der damit temporär ins Ausland verbrachten Waren erreichte 1,87 Mrd. Euro - das höchste Niveau seit der Corona-Krise.
Die digitale Transformation im Außenhandel erweise sich als entscheidender Faktor, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. „Immer mehr Unternehmen setzen auf digitale Prozesse, um ihre Abläufe zu optimieren und wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Treier. Der Anteil der elektronischen Ursprungszeugnisse habe 2023 mit 88 % einen Rekordwert erreicht. Der Fortschritt bei der Digitalisierung sei beeindruckend. „Digitale Lösungen helfen, den bürokratischen Aufwand erheblich zu reduzieren“, erklärte Treier. „Wir stehen vor erheblichen Herausforderungen, doch die Digitalisierung gibt den Unternehmen die Werkzeuge, um sich an die neuen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen.“
Der DIHK-Außenwirtschaftsreport verdeutliche, dass die Digitalisierung nicht nur Effizienzgewinne ermögliche, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exportunternehmen leiste. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zeigt der Bericht, dass die digitale Transformation im Außenhandel voranschreitet, was für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen entscheidend ist.“ (NfA, 14.10.2024)
Bruttoinlandsprodukt sinkt im dritten Quartal etwas
Die deutsche Wirtschaft ist laut Bundesbank im dritten Quartal 2024 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt ging erneut leicht zurück, während für das vierte Quartal eine Stagnation prognostiziert wird. Eine tiefgreifende Rezession ist auf dem deutschen Markt nicht festzustellen.
Die Bundesbank führt den Rückgang auf eine schwache In- und Auslandsnachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen sowie eine gesunkene Bauproduktion zurück. Positive, jedoch schwache Impulse kamen vom privaten Konsum, der das Reallohnwachstum nicht vollständig widerspiegelte.
Zum Jahresende wird ein leichter Anstieg der Inflation erwartet, bedingt durch Basiseffekte bei Energiepreisen, höhere Lebensmittelpreise aufgrund gestiegener Rohstoffkosten und anhaltend hohe Preise im Dienstleistungssektor.
Die schwache Nachfrage belastet weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. (NfA, 25.10.2024)
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